Gestern hat der Niedersächsische Wirtschaftsminister, Dr. Bernd Althusmann, den Vorschlag, gemacht, dass Beschäftigte in bestimmten Bereichen angesichts der hohen Inflation durch freiwillige Mehrarbeit ihre Einkommen aufbessern sollten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Niedersachsen lehnt diese Überlegung ab.
Hierzu sagt Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen: „Bei dem Vorschlag des Niedersächsischen Wirtschaftsministers nach längeren Arbeitszeiten als Inflationsausgleich kann man sich nur verwundert die Augen reiben. Herr Dr. Althusmann sollte als zuständiger Minister eigentlich wissen, dass die Beschäftigten im letzten Jahr bundesweit mehr als 1,6 Mrd. Überstunden angesammelt haben – davon über die Hälfte unbezahlt! Statt weiter an der Belastungsschraube zu drehen, sollte der Minister lieber die Gratismentalität der Arbeitgeber angehen. Zudem sind schon heute viele Beschäftigte bei der Arbeit am Limit. Sie brauchen mehr Freizeit, um das private und das berufliche Leben in Einklang zu bringen und sich von der Arbeitsbelastung zu erholen. Der Ruf nach weiterer Mehrarbeit geht komplett an der Lebensrealität der Menschen vorbei und ist völlig aus der Zeit gefallen. Der Trend geht eher zu einer Arbeitszeitverkürzung.“
Auch hinsichtlich der Frage eines Ausgleichs der Preissteigerungen zeugt der Vorschlag, den der Minister selbst als „ungewöhnlich“ bezeichnet, von Unkenntnis. Es ist eindeutig, dass die Preisschocks bei Energie und Lebensmitteln nur durch dauerhafte Lösungen nachhaltig gedämpft werden können. Langfristig können nur höhere Entgelte und die gezielte Unterstützung von Menschen ohne Arbeit sinnvolle Instrumente gegen höhere Lebenshaltungskosten sein.
Payandeh ergänzt: „Der Wirtschaftsminister gibt vor, dass er mit seinem Vorschlag die Inflationsfolgen bekämpfen will. Wenn man sich die jüngsten Belastungen der Beschäftigten sowohl durch die Corona- als auch die aktuelle Energiekrise vor Augen führt, muten solche Tipps des Ministers fast schon zynisch an. Wenn Herr Dr. Althusmann ernsthaft an einer besseren Situation für die Beschäftigten interessiert wäre, sollte er lieber die Lohnforderungen, beispielsweise der IG Metall, unterstützen. So aber drängt sich der Verdacht auf, dass der Wirtschaftsminister lediglich eine Blaupause schaffen will, um das Arbeitszeitgesetz und tarifliche Regelungen zu unterlaufen. Das ist mit uns nicht zu machen.“
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