DGB/Silviu Ojog von ojogsilviu via canva.com
Die heute von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Zahlen zum Ausbildungsmarkt zeigen, dass der Ausbildungsmarkt nach wie vor gespalten ist. Zu begrüßen ist, dass trotz der Konjunkturschwäche viele Jugendliche einen Ausbildungsplatz bekommen. Andererseits bleiben trotz erhöhten Fachkräftebedarfes viel zu viele junge Menschen ohne Ausbildungsplatz und damit ohne Perspektive. Konkret sind nach dem Start des Ausbildungsjahres noch 7.634 Bewerber*innen in Niedersachsen erfolglos geblieben. Gerade Schüler*innen mit Hauptschulabschluss oder Migrationshintergrund haben oft das Nachsehen.
Insgesamt hat die Zahl der Ausbildungsverträge in Niedersachsen das Niveau vor Corona nicht wieder erreicht. Zwar ist auch die Zahl der Schulabgänger*innen durch den demografischen Wandel rückläufig, dennoch geht sogar ein wachsender Anteil auf dem Weg in die Ausbildung verloren. Inzwischen verfügen 20,2 Prozent aller 20- bis 34-Jährigen über keine abgeschlossene Ausbildung bzw. ein Studium. Niedersachsen steht dabei im Bundesvergleich besonders schlecht da. Jedes Jahr gehen somit viele potenzielle Fachkräfte verloren, dabei ist klar: Fehlende Ausbildungsplätze heute bedeuten schlechte Zukunftsaussichten für die betroffenen jungen Menschen und eine sich verschärfende Fachkräftelücke für die Betriebe.
Der Kern des Problems besteht darin, dass nur jeder fünfte Betrieb in Niedersachsen überhaupt ausbildet. Das ist eindeutig zu wenig, um den Jugendlichen ausreichend viele Ausbildungsplätze anbieten zu können. Hier hilft ein Bonus-Malus-System: Wer ausbildet, bekommt Geld und wer nicht ausbildet, zahlt in einen gemeinsamen Fonds, aus dem die engagierten Unternehmen unterstützt werden. Gepaart mit einer Ausbildungsgarantie kann so das Ausbilden attraktiver gemacht und die Zahl beteiligter Betriebe erhöht werden. So hätte die Jugend insgesamt eine bessere berufliche Perspektive und zwar unabhängig von der individuellen Schulkarriere.
Daher schlägt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Niedersachsen eine echte Ausbildungsplatzgarantie vor, so dass jede*r erfolglose Bewerber*in ein Angebot erhält: „Wir können es uns nicht leisten, junge Menschen auf dem Weg in den Beruf zu verlieren. Niedersachsen braucht einen umlagefinanzierten Ausbildungsplatzfonds, welcher ausbildende Betriebe entlastet und zusätzliche Angebote bereitstellt“, so Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen. Aus Sicht des DGB muss zudem die Berufsorientierung in den Schulen durch ein Ankerfach verbessert und der Verbleib aller Schulabgänger*innen durch die Jugendberufsagenturen erfasst werden, so dass schnell Unterstützung angeboten werden kann.
In Bremen gibt es bereits das Modell des umlagefinanzierten Ausbildungsfonds. Dort zahlen Betriebe 0,3 Prozent der Bruttolohnsumme (außer Kleinbetrieben) in den Fonds ein. Pro Azubi erhalten die ausbildenden Betriebe bis zu 2500 Euro jährliche Unterstützung. Außerdem finanziert der Fonds zusätzliche Ausbildungsangebote und Unterstützungsmaßnahmen für Betriebe.
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