Deutscher Gewerkschaftsbund

04.04.2019
#schlaglicht 13/2019

Fahrtkosten-Explosion: Zeit für das 1-Euro-Azubi-Ticket!

Studierende in Niedersachsen können ein Semesterticket nutzen. Auszubildende müssen die Fahrtkosten zu Betrieb und Berufsschule komplett aus eigener Tasche bezahlen. Warum das ungerecht ist und was die Landesregierung dagegen tun muss, ist in #schlaglicht Nummer 13/2019 zu lesen.

Straßenbahn

DGB/Joe Goergen(BestSabel)

Im Sommer nach dem Schulabschluss beginnt für junge Menschen in Niedersachsen ein neuer Lebensabschnitt. Schon Monate vorher haben sich viele von ihnen um einen Ausbildungsplatz bemüht. Nun heißt es, in Betrieb und Berufsschule die Grundlagen für ein erfolgreiches Arbeitsleben zu legen. Dafür nehmen die Auszubildenden mitunter weite Anfahrtswege in Kauf. Denn im Gegensatz zur örtlichen Regelschule sind ihre neuen Wirkungsstätten oft weit vom eigenen Zuhause entfernt. Das frisst Zeit, aber vor allem auch Geld.

Studis haben ein Semesterticket, Azubis müssen selber blechen!
Bisher müssen alle Auszubildenden die entstehenden Fahrtkosten vollständig aus der eigenen Tasche zahlen. Nun stellt sich die Frage: Warum eigentlich? Für die Studierenden gibt es längst ein solidarisches Semesterticket, mit dem sie den niedersächsischen Bus- und Bahnverkehr preiswert nutzen können. Das ist ungerecht. Wie wäre es also, wenn die Landesregierung in die Bresche springt und den Auszubildenden finanziell stärker unter die Arme greift? Immerhin bekennt sie sich öffentlich zur Gleichwertigkeit beider Ausbildungswege. Im Koalitionsvertrag ist dies sogar ausdrücklich festgeschrieben. Doch dafür muss die duale gegenüber der akademischen Ausbildung an Attraktivität gewinnen!

Die Folge: monatliche Kosten bis zu 190 Euro!
Klar ist: Niedersachsen ist das zweitgrößte Flächenland der Bundesrepublik. Entsprechend reißen viele Auszubildende unzählige Kilometer ab, um ihre Betriebe und Berufsschulen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können. Und das macht sich im Geldbeutel bemerkbar: Allein für den Weg zur Berufsschule müssen 73 Prozent der Auszubildenden im ersten Jahr durchschnittlich 47,30 Euro monatlich für Fahrtickets ausgeben. 22 Prozent greifen noch viel tiefer in die Tasche. Sie haben mit 186,76 Euro pro Monat an Kosten zu rechnen. Für den Rest wird es bereits astronomisch (siehe Grafik). Zum Vergleich: Niedersächsische Studierende fahren wesentlich günstiger. Im Schnitt zahlen sie nur 82 bis 130 Euro für ein sechsmonatiges Semesterticket.

Monatliche Fahrtkosten zur Berufsschule im ersten Ausbildungsjahr

DGB

Viele Auszubildende empfinden ihre höheren Ausgaben gegenüber den Studierenden als unfair. Sie wünschen sich ein entsprechendes Angebot. In einer DGB-Befragung äußerte ein Azubi: „Ich finde ein landesweites Azubi-Ticket nur gerecht und wichtig, weil Studierende dies auch von ihrer Hochschule/Universität bekommen. Ansonsten entsteht immer mehr eine Zweiklassengesellschaft.“ Besser lässt sich das Problem kaum beschreiben. Zumal sich die Situation noch zuspitzen dürfte. Durch Zusammenlegungen von Klein- und Kleinstklassen zu Landes- oder Bundesfachklassen drohen noch längere Fahrtwege und damit steigende Kosten.

Drei Viertel der Befragten fordern von der Landesregierung ein Azubi-Ticket
Die duale Ausbildung genießt international einen hervorragenden Ruf. Er sollte gepflegt werden. Aber dafür muss die Berufsausbildung deutlich an Attraktivität gewinnen. Das beginnt schon bei den Fahrtkosten. Ansonsten endet Mobilität für viele Azubis in der finanziellen Sackgasse. Die Landesregierung muss hier gegensteuern und eine erschwingliche Lösung für alle öffentlichen Verkehrsmittel anbieten. Laut DGB-Umfrage fordern rund drei Viertel der Auszubildenden das Azubi-Ticket. Für einen Euro pro Tag, 30 Euro pro Monat und 365 Euro pro Jahr soll es quer durch Niedersachsen gehen. Volle Fahrt für die berufliche Zukunft!

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