Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Wünsche und Hoffnungen. Viele junge Menschen hoffen derzeit noch auf einen Ausbildungsplatz. Dort herrscht seit Jahren schon Mangel. Corona verschärft das Problem nun massiv. Die Landesregierung muss die Mittel für die Ausbildungsprämie deutlich aufstocken, um mehr jungen Menschen eine Perspektive zu bieten, fordert das #schlaglicht 44/2020 aus Niedersachsen.
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DGB/Katarzyna Białasiewicz/123rf.com
Geschmückte Tannenbäume, strahlende Lichterketten und gestapelte Leckereien in Regalen prägen mittlerweile das öffentliche Erscheinungsbild. Nachdem am letzten Wochenende die erste Kerze auf dem Adventskranz geleuchtet hat, ist die Weihnachtszeit nun auch offiziell eingeläutet. Festtagsstimmung kommt trotzdem nur wenig auf. Denn Corona ist immer noch allgegenwärtig. Die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen bereiten vielen Menschen weiterhin große Sorgen. Das dürfte besonders auch für Jugendliche gelten. Nach dem Schulabschluss im Sommer bangen viele von ihnen um ihre Ausbildung und den Berufseinstieg.
Zu den Fakten: Schon seit langer Zeit ist der Ausbildungsmarkt in Niedersachsen nicht im Gleichgewicht. Im letzten Jahr standen für hundert Jugendliche nur neunzig Ausbildungsplätze zur Verfügung. Für ein auswahlfähiges Angebot reicht das längst nicht. Jungen Menschen wurden bisher schon zu wenige Chancen geboten!Ausbildungsplätze quer durch alle Branchen
Und nun wird die Lage durch die Pandemie weiter verschärft. Für viele Betriebe hat die Ausbildung von zukünftigen Fachkräften in der aktuellen Situation nicht die höchste Priorität. Im besonders hart getroffenen Hotel- und Gaststättengewerbe wurden gegenüber dem November des Vorjahres über ein Viertel weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Die gewerblichen und kaufmännischen Ausbildungsberufe verzeichnen insgesamt Rückgänge zwischen über 10 und knapp 14 Prozent. In Summe wurden 3.700 Lehrstellen weniger besetzt. Selbst im Handwerk – bisher noch einigermaßen glimpflich durch die Krise gekommen – sind deutliche Einbußen zu beobachten (siehe Grafik). Damit blieb zu vielen jungen Menschen der Zugang zum Betrieb versperrt.
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Entsprechend ernüchternd ist das Gesamtbild: Mehr als 9.300 Jugendliche in Niedersachsen haben sich erfolglos um einen Ausbildungsplatz bemüht. Aber tatsächlich dürfte es eine hohe Dunkelziffer geben. Durch die Schulschließungen im Frühjahr sind bei der Bundesagentur für Arbeit nicht alle potentiellen Ausbildungswilligen erfasst. Gemeinsam stehen ihnen nur noch 4.600 freie Lehrstellen gegenüber.
Im Sinne der Betroffenen muss schnell gehandelt werden. Ohne Berufsausbildung drohen ihnen gravierende Folgen für den gesamten Lebenslauf. Hier sind zunächst die Betriebe gefordert. Es liegt in ihrem ureigenen Interesse, Nachwuchs an sich zu binden. Schließlich ist die konjunkturelle Talsohle irgendwann durchschritten. Dann werden ausgebildete Fachkräfte wieder dringend gebraucht.
Parallel bedarf es mehr politischer Hilfestellung. Die Landesregierung muss nun alle Register ziehen, um einen Corona-Jahrgang zu verhindern. Um die Zukunft der Jugend zu sichern, sollten deutlich höhere Ausbildungsprämien als bisher an die Betriebe fließen. Benötigt werden 600 Euro monatlich pro Ausbildungsplatz im ersten Jahr. Mit Landesmitteln in Höhe von 34,4 Mio. Euro ließen sich dadurch zusätzlich 2.000 betriebliche und 1.000 Ausbildungsplätze in Ausbildungsverbünden schaffen. Ebenso muss die Nachvermittlung mit aller Kraft weiterlaufen. Niemand darf verloren gehen!