Deutscher Gewerkschaftsbund

06.09.2023
Short Facts zur Transformation

Reihe: Gerechter Wandel. Auf den Punkt. 1

Wasserstoff als Energieträger der Industrie

Teaser Wasserstoff als Energieträger der Industrie

DGB/Kerstin Thiem

Angesichts des Klimawandels muss die Energiewende hin zu klimaneutraler Energie deutlich an Fahrt gewinnen. Dies ist nicht nur aus Klimaschutzgründen dringend notwendig, sondern wird auch Deutschlands Energieversorgung in jeder Dimension nachhaltiger machen. Der Einsatz klimaschonenden Wasserstoffs wird dafür ein entscheidender Baustein sein.

Wer immer schon mehr über Transformation wissen wollte, ist in unserer neuen Reihe "Gerechter Wandel. Auf den Punkt" richtig. Hier erklären wir kurz und knapp, was man zum gerechten Wandel wissen sollte. Heute: Thema Wasserstoff. 

  • Warum ist Wasserstoff für die Energiewende so wichtig?

    Schon heute bedroht die zunehmende Erderwärmung verbunden mit u.a. extremer Hitze, Dürre, Stürmen und Überschwemmungen unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Das Klima erwärmt sich dramatisch, weil immer mehr Treibhausgase durch die Verbrennung fossiler Energieträger in die Atmosphäre gelangen. Deshalb haben wir uns als Gesellschaft darauf verständigt, Energieträger, wie Kohle, Öl und Erdgas in relativ kurzer Zeit gänzlich zu ersetzen. Wasserstoff ist ein zentraler Baustein dieser Energiewende, da es ein Gas ist, das sich klimaneutral herstellen und nutzen lässt.

  • Wie wird klimaschonender Wasserstoff hergestellt und wofür kann er verwendet werden?

    Wasserstoff kann hergestellt werden, indem Wasser in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten wird. Für dieses Verfahren (Elektrolyse) wird Energie gebraucht. Bei grünem Wasserstoff stammt diese Energie aus erneuerbaren Quellen (z. B. Wind, Sonne), weshalb grüner Wasserstoff komplett klimaneutral ist. Bei sogenanntem blauen Wasserstoff stammt die Energie aus fossilen Brennstoffen (zumeist Erdgas). Dieser Wasserstoff ist zwar nicht komplett klimaneutral, aber vergleichsweise klimaschonend, sofern das Abfallprodukt CO2 mit der Herstellung direkt unterirdisch eingelagert wird und somit gar nicht erst in die Atmosphäre gelangt. Das entstandene Wasserstoffgas kann als Energieträger für die Industrie (z. B. in der Stahlerzeugung oder chemischen Industrie), Mobilität (z. B. Schwerlastverkehr oder Schifffahrt) oder für die Energieversorgung verwendet werden. Auch als Energiespeicher wird Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen. Zum Beispiel wenn mehr Energie durch Sonne und Wind produziert wird, als unmittelbar genutzt wird, kann diese überschüssige Energie in Form von Wasserstoff gespeichert werden.

  • Warum ist Wasserstoff vor allem für eine zukunftsfähige Industrie wichtig?

    Durch den Einsatz von Wasserstoff kann der niedersächsische Industriestandort in Verbindung mit Maßnahmen zur Energieeffizienz und Abwärmenutzung fit für die klimaneutrale
    Zukunft gemacht werden. Da die Produktion von klimaschonendem Wasserstoff relativ viel Energie braucht, werden dem Einsatz von Wasserstoff insgesamt gewisse Grenzen gesetzt sein. Deshalb sollte Wasserstoff vor allem dort eingesetzt werden, wo es besonders sinnvoll ist, etwa weil es keine besseren Alternativen aus erneuerbaren Energiequellen (z. B. Strom) gibt. In industriellen Prozessen ist das oft der Fall. Vor allem, wenn so viel Hitze gebraucht wird, dass diese gar nicht oder nicht praktikabel durch Strom erzeugt werden kann, ermöglicht der Einsatz von Wasserstoff eine klimafreundliche Produktion. Die Salzgitter AG hat beispielsweise mit dem Projekt SALCOS bereits mit dem Aufbau einer CO2-armen
    Stahlherstellung mittels Wasserstoffs begonnen.

  • Wie steht es um grünen Wasserstoff in Niedersachsen?

    Niedersachsen will das Wasserstoffland Nummer Eins werden. Die Voraussetzungen dafür sind sehr gut. In Niedersachsen gibt es durch Windenergieerzeugung grünen Strom für die Herstellung von Wasserstoff. Es gibt Kavernen für die Speicherung und Häfen für den Import von Wasserstoff. Mehr als 80 Projekte zu grünem Wasserstoff sind bereits ansässig. Teils wird dabei grüner Wasserstoff produziert, teils in der Industrie eingesetzt. Zudem haben sich die norddeutschen Bundesländer für eine gemeinsame Strategie zusammengetan und planen, fünf Gigawatt Elektrolyseleistung bis 2030 für die Herstellung von Wasserstoff zu installieren. Niedersachsen ist also auf dem Weg, ein wichtiger Wasserstoffstandort zu werden. Die Tabelle unten zeigt aber auch, dass dafür sowohl die Elektrolyseleistung stärker ausgebaut als auch mehr Wasserstoff importiert werden muss, um den Bedarf zu decken. Es gibt also noch viel zu tun.

  • Wie hilft Wasserstoff dabei, meinen Arbeitsplatz zu sichern?

    Zukünftig werden zunehmend Produkte nachgefragt, die nachhaltig und möglichst klimaneutral hergestellt wurden. Unternehmen, die ihre Produktion frühzeitig darauf einstellen, sind hier im Vorteil. Eine klimaverträgliche Energieversorgung wird so ein wichtiger Standortvorteil für die Unternehmen auf dem Weltmarkt. Die zukunftsfähige Wasserstofftechnologie hilft also, Betriebsstandorte und Arbeitsplätze in Niedersachsen zu sichern. Außerdem können neue Arbeitsplätze entstehen. Zum Beispiel in der Wasserstoffproduktion, -logistik und -anwendung.

  • Was bedeutet das für die Arbeit in den Betrieben?

    Die Transformation gelingt nur mit den Beschäftigten. Insbesondere das notwendige Know-How, auf das die Wasserstoffwirtschaft fußt, muss systematisch aufgebaut werden. Hierzu braucht es Qualifizierungsmaßnahmen in den Betrieben, die im Sinne des Lebenslangen Lernens langfristige Beschäftigungsperspektiven ermöglichen. Auch die Politik ist gefordert, mit geeigneten Rahmenbedingungen und Förderprogrammen den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen und drohenden Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken.

Tabelle Vergleich Wasserstoffbedarf und -produktion in Niedersachsen 2030 und 2050

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